Quelle: WELT Wirtschaft Karriere;
Manche Fähigkeiten kann man nicht direkt mit einem Zertifikat nachweisen. Doch in der Bewerbung können Kompetenzen wie privat erworbene Sprachkenntnisse trotzdem den Ausschlag geben. WELT hat die Tipps zusammengetragen, mit denen Bewerber ihre Skills richtig in Szene setzen.
Wer fließend Spanisch lernen will, kann Sprach-Apps verwenden oder sich mit Muttersprachlern zu „Tandem-Treffen“ verabreden. Wer sich selbst ein T-Shirt nähen will, schaut sich ein Tutorial-Video auf YouTube an. Und wer Programmieren lernen möchte, kann auf Plattformen wie Skillshare oder LinkedIn-Learning zurückgreifen.
Kompetenzen, die man so erwirbt, sind oft auch im Beruf nützlich, können bei einer Bewerbung aber häufig nicht direkt nachgewiesen werden. Knapp ein Viertel der Deutschen ist sich unsicher, wie man die eigenen Fähigkeiten richtig in Szene setzt.
Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag der Jobbörse Monster. Dabei kommt es gar nicht so sehr auf die Frage an, ob eine Kompetenz zertifiziert ist oder nicht, sondern vor allem auf die Art der Bewerbung.
Bei der schriftlichen Bewerbung gilt: Man sollte alles angeben, was zur Stellenausschreibung passt – im Anschreiben wie auch im Lebenslauf. Wenn in einer Jobausschreibung zum Beispiel nach Kreativität gefragt wird, ist es sinnvoll zu erwähnen, dass man seine Kleidung selbst designt und zusammennäht.
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Und wenn Grundkenntnisse in Spanisch gewünscht sind, hilft es die Sprachkenntnisse anzugeben, die man in seiner Freizeit erworben hat. Auch wenn diese nicht zertifiziert sind.
„Das Niveau kann man selbst einschätzen“, erklärt Karrierecoach Jochen Gabrisch. Gängige Bezeichnungen wären beispielsweise: Grundkenntnisse, fließend oder verhandlungssicher. „Man sollte allerdings darauf achten, nur Fähigkeiten anzugeben, die man wirklich besitzt, und bei denen man ein kompetentes Level erreicht hat“, gibt Gabrisch zu bedenken. Wer also lediglich Urlaubs-Small-Talk führen kann, sollte seine Spanisch-Kenntnisse besser nicht in der schriftlichen Bewerbung angeben.
Nachweis in der Bewerbung nicht ausschlaggebend
Auch die Erklärung dazu, wie man seine Kenntnisse und Fähigkeiten erworben hat, gehört nicht in die schriftliche Bewerbung. Im Anschreiben kann man den Lernweg gegebenenfalls noch erwähnen, wenn man ihn für besonders wichtig erachtet – im Lebenslauf allerdings nicht. „Das wirft nur Fragen auf und ist an dieser Stelle nicht wichtig“, sagt Gabrisch.
Überzeugt ist davon auch Kerstin Woll, Senior HR Business Partnerin bei der Jobbörse Monster. Sie rät Bewerbern dazu, alle Fähigkeiten, die für die Position relevant sein könnten, stichwortartig im Lebenslauf aufzulisten. Ein Nachweis sei an dieser Stelle nicht ausschlaggebend – die Stichworte sollten allerdings möglichst konkret sein, sofern sie zur jeweiligen Stelle passen.
Wer seine Kleidung selbst näht und sich beispielsweise für einen Job als Produktdesigner bewirbt, kann seine Kompetenzen mit den Schlagworten Modedesign und Nähen betiteln. Wer sich dagegen um einen Job als Mediengestalter bewirbt, kann es beim Stichwort Design belassen.
Dasselbe gilt auch für andere Branchen: Wer sich selbst programmieren beibringt und auf einen Job bewirbt, bei dem er diese Fähigkeit braucht, sollte genau angeben, welches Programm er wie gut beherrscht. Bewirbt er sich dagegen auf einen Job, bei dem er die Programmiersprache überhaupt nicht braucht, reicht es aus, wenn er schreibt, dass er programmieren kann.
Auf Karriere-Plattformen alle Kenntnisse nennen
Im Lebenslauf stehen überwiegend Kenntnisse im Vordergrund, die für den jeweiligen Job und die Position wichtig sind. Auf Plattformen wie LinkedIn oder Xing ist das anders: „Hier ist es sinnvoll, möglichst viele Kompetenzen ausführlich anzugeben“, sagt Thomas Fritz, Professor für Personal und Organisation an der Fachhochschule Aachen.
„Dadurch haben Headhunter die Chance, passende Kandidaten zu finden.“ Bei LinkedIn kann man sich seine Kompetenzen auch von ehemaligen Kollegen oder Arbeitgebern bestätigen lassen – das steigert die Glaubwürdigkeit.
Im Bewerbungsgespräch mit Ehrlichkeit überzeugen
Bereits während man seine Bewerbungen schreibt, sollte man das anschließende persönliche Interview mitdenken, rät Karrierecoach Gabrisch. Wem es schwerfällt, die eigenen Stärken und Kompetenzen zu erkennen, dem legt er nahe, vorab ein Erfolgsjournal zu führen. Das heißt: Wenn etwas gut gelaufen ist, wird es notiert.
Das funktioniert am besten, wenn man es regelmäßig macht, zum Beispiel fünf Minuten am Ende eines jeden Arbeitstages. Im besten Fall hilft das laut Gabrisch nicht nur in der Gesprächssituation, es stärkt auch das Selbstbewusstsein.
Im persönlichen Interview sollten Bewerber ihre Kompetenzen dann so detailliert wie möglich darstellen, rät Gabrisch. Hierfür können sie auf die STAR-Methode zurückgreifen: Die Abkürzung steht für Situation, Task, Action und Result. Bewerber erklären dabei zuerst, was ihre Aufgabe war, und stellen anschließend dar, wie sie diese gelöst haben.
Bei Gruppenprojekten ist es wichtig, dass sie genau erläutern, was sie selbst gemacht haben. Am Ende gilt es dann noch, das Ergebnis vorzustellen. Während des gesamten Bewerbungsgesprächs sollten Bewerber unbedingt authentisch bleiben.
„Im Interview muss man immer offen und transparent sein“, bestätigt Personalerin Woll. Das heißt: Auf Nachfrage sollten sie auch erzählen, wo sie ihre nicht zertifizierten Fähigkeiten erworben haben. Nur durch Ehrlichkeit könne man eine gegenseitige Vertrauensbasis schaffen – die Grundlage eines guten Arbeitsverhältnisses.
Erfahrung ist wichtiger als Zertifikate
In vielen Berufen sind Zertifikate wichtig – ein Friseur muss genau wie eine Zahnärztin das Handwerk nachweislich gelernt haben. Ansonsten sind Zertifikate allerdings oft überflüssig, weil sie wenig darüber aussagen, ob jemand seinen Job gut erledigen kann oder nicht. Wer fünf Jahre in der Kinder- und Jugendarbeit tätig war, ist für eine Stelle als Kinderfriseur oder Kinderzahnärztin in der Regel besser geeignet als jemand, der nur an einem zertifizierten Kurs teilgenommen hat.
Personaler Fritz gewichtet die Erfahrung von Kandidaten deshalb auch stärker als ihre Zertifikate. In Einzelgesprächen testet er die Glaubwürdigkeit von Bewerbern und hakt genau nach: „Je besser sich jemand an eine Situation erinnern kann, umso konkreter er sagen kann, was genau er gemacht hat, desto überzeugender wird eine Kompetenz untermauert“, sagt er.
In vielen Fällen sei das allerdings gar nicht nötig, denn häufig können Bewerber konkrete Arbeitsproben vorweisen. „Selbst wenn man etwas nur zum Spaß gemacht hat, hat man diese Kompetenz ja oft schon einmal irgendwo gezeigt“, sagt Fritz.
Zum Beispiel, wenn man die Website des Karnevalsvereins aufgesetzt oder ein besonders einzigartiges Kleidungsstück entworfen hat – „solche Belege finde ich ohnehin viel glaubwürdiger als irgendwelche Zertifikate“.
Wenn jemand partout keine Arbeitsproben vorweisen kann, können auch Praxistests weiterhelfen. Hier dürfen die Bewerber durchaus offensiv auftreten: „Geben Sie mir eine Programmier-Aufgabe und ich löse sie für Sie.“ Oder: „Geben Sie mir einen Code und ich setze ihn fort.“ So etwas zeugt von großem Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Quelle: WELT Wirtschaft Karriere;
Manche Fähigkeiten kann man nicht direkt mit einem Zertifikat nachweisen. Doch in der Bewerbung können Kompetenzen wie privat erworbene Sprachkenntnisse trotzdem den Ausschlag geben. WELT hat die Tipps zusammengetragen, mit denen Bewerber ihre Skills richtig in Szene setzen.
Wer fließend Spanisch lernen will, kann Sprach-Apps verwenden oder sich mit Muttersprachlern zu „Tandem-Treffen“ verabreden. Wer sich selbst ein T-Shirt nähen will, schaut sich ein Tutorial-Video auf YouTube an. Und wer Programmieren lernen möchte, kann auf Plattformen wie Skillshare oder LinkedIn-Learning zurückgreifen.
Kompetenzen, die man so erwirbt, sind oft auch im Beruf nützlich, können bei einer Bewerbung aber häufig nicht direkt nachgewiesen werden. Knapp ein Viertel der Deutschen ist sich unsicher, wie man die eigenen Fähigkeiten richtig in Szene setzt.
Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag der Jobbörse Monster. Dabei kommt es gar nicht so sehr auf die Frage an, ob eine Kompetenz zertifiziert ist oder nicht, sondern vor allem auf die Art der Bewerbung.
Bei der schriftlichen Bewerbung gilt: Man sollte alles angeben, was zur Stellenausschreibung passt – im Anschreiben wie auch im Lebenslauf. Wenn in einer Jobausschreibung zum Beispiel nach Kreativität gefragt wird, ist es sinnvoll zu erwähnen, dass man seine Kleidung selbst designt und zusammennäht.
Schritt für Schritt zum Wunschgehalt. Jetzt den Gehaltsplaner von StepStone starten
Und wenn Grundkenntnisse in Spanisch gewünscht sind, hilft es die Sprachkenntnisse anzugeben, die man in seiner Freizeit erworben hat. Auch wenn diese nicht zertifiziert sind.
„Das Niveau kann man selbst einschätzen“, erklärt Karrierecoach Jochen Gabrisch. Gängige Bezeichnungen wären beispielsweise: Grundkenntnisse, fließend oder verhandlungssicher. „Man sollte allerdings darauf achten, nur Fähigkeiten anzugeben, die man wirklich besitzt, und bei denen man ein kompetentes Level erreicht hat“, gibt Gabrisch zu bedenken. Wer also lediglich Urlaubs-Small-Talk führen kann, sollte seine Spanisch-Kenntnisse besser nicht in der schriftlichen Bewerbung angeben.
Nachweis in der Bewerbung nicht ausschlaggebend
Auch die Erklärung dazu, wie man seine Kenntnisse und Fähigkeiten erworben hat, gehört nicht in die schriftliche Bewerbung. Im Anschreiben kann man den Lernweg gegebenenfalls noch erwähnen, wenn man ihn für besonders wichtig erachtet – im Lebenslauf allerdings nicht. „Das wirft nur Fragen auf und ist an dieser Stelle nicht wichtig“, sagt Gabrisch.
Überzeugt ist davon auch Kerstin Woll, Senior HR Business Partnerin bei der Jobbörse Monster. Sie rät Bewerbern dazu, alle Fähigkeiten, die für die Position relevant sein könnten, stichwortartig im Lebenslauf aufzulisten. Ein Nachweis sei an dieser Stelle nicht ausschlaggebend – die Stichworte sollten allerdings möglichst konkret sein, sofern sie zur jeweiligen Stelle passen.
Wer seine Kleidung selbst näht und sich beispielsweise für einen Job als Produktdesigner bewirbt, kann seine Kompetenzen mit den Schlagworten Modedesign und Nähen betiteln. Wer sich dagegen um einen Job als Mediengestalter bewirbt, kann es beim Stichwort Design belassen.
Dasselbe gilt auch für andere Branchen: Wer sich selbst programmieren beibringt und auf einen Job bewirbt, bei dem er diese Fähigkeit braucht, sollte genau angeben, welches Programm er wie gut beherrscht. Bewirbt er sich dagegen auf einen Job, bei dem er die Programmiersprache überhaupt nicht braucht, reicht es aus, wenn er schreibt, dass er programmieren kann.
Auf Karriere-Plattformen alle Kenntnisse nennen
Im Lebenslauf stehen überwiegend Kenntnisse im Vordergrund, die für den jeweiligen Job und die Position wichtig sind. Auf Plattformen wie LinkedIn oder Xing ist das anders: „Hier ist es sinnvoll, möglichst viele Kompetenzen ausführlich anzugeben“, sagt Thomas Fritz, Professor für Personal und Organisation an der Fachhochschule Aachen.
„Dadurch haben Headhunter die Chance, passende Kandidaten zu finden.“ Bei LinkedIn kann man sich seine Kompetenzen auch von ehemaligen Kollegen oder Arbeitgebern bestätigen lassen – das steigert die Glaubwürdigkeit.
Im Bewerbungsgespräch mit Ehrlichkeit überzeugen
Bereits während man seine Bewerbungen schreibt, sollte man das anschließende persönliche Interview mitdenken, rät Karrierecoach Gabrisch. Wem es schwerfällt, die eigenen Stärken und Kompetenzen zu erkennen, dem legt er nahe, vorab ein Erfolgsjournal zu führen. Das heißt: Wenn etwas gut gelaufen ist, wird es notiert.
Das funktioniert am besten, wenn man es regelmäßig macht, zum Beispiel fünf Minuten am Ende eines jeden Arbeitstages. Im besten Fall hilft das laut Gabrisch nicht nur in der Gesprächssituation, es stärkt auch das Selbstbewusstsein.
Im persönlichen Interview sollten Bewerber ihre Kompetenzen dann so detailliert wie möglich darstellen, rät Gabrisch. Hierfür können sie auf die STAR-Methode zurückgreifen: Die Abkürzung steht für Situation, Task, Action und Result. Bewerber erklären dabei zuerst, was ihre Aufgabe war, und stellen anschließend dar, wie sie diese gelöst haben.
Bei Gruppenprojekten ist es wichtig, dass sie genau erläutern, was sie selbst gemacht haben. Am Ende gilt es dann noch, das Ergebnis vorzustellen. Während des gesamten Bewerbungsgesprächs sollten Bewerber unbedingt authentisch bleiben.
„Im Interview muss man immer offen und transparent sein“, bestätigt Personalerin Woll. Das heißt: Auf Nachfrage sollten sie auch erzählen, wo sie ihre nicht zertifizierten Fähigkeiten erworben haben. Nur durch Ehrlichkeit könne man eine gegenseitige Vertrauensbasis schaffen – die Grundlage eines guten Arbeitsverhältnisses.
Erfahrung ist wichtiger als Zertifikate
In vielen Berufen sind Zertifikate wichtig – ein Friseur muss genau wie eine Zahnärztin das Handwerk nachweislich gelernt haben. Ansonsten sind Zertifikate allerdings oft überflüssig, weil sie wenig darüber aussagen, ob jemand seinen Job gut erledigen kann oder nicht. Wer fünf Jahre in der Kinder- und Jugendarbeit tätig war, ist für eine Stelle als Kinderfriseur oder Kinderzahnärztin in der Regel besser geeignet als jemand, der nur an einem zertifizierten Kurs teilgenommen hat.
Personaler Fritz gewichtet die Erfahrung von Kandidaten deshalb auch stärker als ihre Zertifikate. In Einzelgesprächen testet er die Glaubwürdigkeit von Bewerbern und hakt genau nach: „Je besser sich jemand an eine Situation erinnern kann, umso konkreter er sagen kann, was genau er gemacht hat, desto überzeugender wird eine Kompetenz untermauert“, sagt er.
In vielen Fällen sei das allerdings gar nicht nötig, denn häufig können Bewerber konkrete Arbeitsproben vorweisen. „Selbst wenn man etwas nur zum Spaß gemacht hat, hat man diese Kompetenz ja oft schon einmal irgendwo gezeigt“, sagt Fritz.
Zum Beispiel, wenn man die Website des Karnevalsvereins aufgesetzt oder ein besonders einzigartiges Kleidungsstück entworfen hat – „solche Belege finde ich ohnehin viel glaubwürdiger als irgendwelche Zertifikate“.
Wenn jemand partout keine Arbeitsproben vorweisen kann, können auch Praxistests weiterhelfen. Hier dürfen die Bewerber durchaus offensiv auftreten: „Geben Sie mir eine Programmier-Aufgabe und ich löse sie für Sie.“ Oder: „Geben Sie mir einen Code und ich setze ihn fort.“ So etwas zeugt von großem Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.