Quelle: Merkur.de_Robert Wallenhauer
_Bildquelle: adobestock_528612801
Ein Mitarbeiter einer Konditorei bezieht lieber Bürgergeld, als weiterhin zu arbeiten. Sein Chef erklärt, warum und was die Politik ändern sollte.
Düsseldorf – Immer wieder wird zurzeit diskutiert, ob es trotz des Bürgergeldes noch genügend Anreize gibt, arbeiten zu gehen. Der Grund für die aktuelle Debatte: Das Bürgergeld soll Anfang 2024 um zwölf Prozent steigen. Und tatsächlich scheiden sich die Geister am Bürgergeld.
Heil: Bürgergeld kein bedingungsloses Grundeinkommen
Zum einen zeigt eine Berechnung vom gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI): Einkommen von Erwerbstätigen mit Mindestlohn sind immer noch deutlich höher als das Bürgergeld. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) warnte zuletzt, nächstes Jahr einfach den Job aufzugeben, um Bürgergeld zu beziehen: „Jemand, der so bescheuert ist, wegen des Bürgergeldes zu kündigen, der bekommt erstmal kein Bürgergeld, der kriegt erst einmal eine Sperre beim Arbeitslosengeld“, sagte der SPD-Politiker. Das Bürgergeld sei kein bedingungsloses Grundeinkommen. Man müsse bedürftig sein. Wer dann nicht mitwirke, dem könnten auch Leistungen bis 30 Prozent gekürzt werden.
Umfrage: Mehrheit der Deutschen befürchtet Kündigungen wegen des Bürgergeldes
Andererseits gibt es aktuelle Umfragen, die ein anderes Bild zeichnen: 64 Prozent der Bevölkerung fürchten, dass sich Menschen wegen der Erhöhung des Bürgergeldes zum 1. Januar gegen eine reguläre Beschäftigung entscheiden könnten. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Magazins Stern hervor.
Der Bundesinnungsverband des Gebäudereinigerhandwerks (BIV) hat seine 2500 Mitgliedsunternehmen zum Thema befragt. Mehr als zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmer haben demnach schon die Erfahrung gemacht, dass Beschäftigte kündigen und dies damit begründen, dass sie Bürgergeld beziehen können.
Unternehmer Krätz: Mitarbeiter wollte Bürgergeld statt Arbeit
Diese Erfahrung machte auch Unternehmer Dominic Krätz. Er ist Chef der kleinen Konditoreien-Kette „Isabella-Pâtisserie“ und sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ): „Die Menschen sind nicht dumm. Ganz im Gegenteil: Sie sind eben smart und wissen, wie sie das Maximum aus dem System herausholen.“ Er berichtet der Zeitung von dem Fall eines seiner Mitarbeiter. Der habe für eine Aushilfstätigkeit knapp 13 Euro die Stunde verdient, mit diesem Gehalt in seiner persönlichen Situation jedoch keine Mietwohnung gefunden.
Beim Bürgergeld kümmert sich jedoch der Staat um eine Wohnung. Und 100 Euro könne man sich auch so noch hinzuverdienen. Damit stand sein Mitarbeiter dann besser da, als im Angestelltenverhältnis bei Krätz, sagt der Unternehmer der FAZ. Sein Mitarbeiter habe sich dann krankgemeldet – für sechs Wochen, zu vollem Lohn. Kurz bevor er ein niedrigeres Krankengeld bekommen hätte, kam er für einen Tag zurück auf die Arbeit. Um sich am folgenden Tag wieder krankzumelden. Das Verhalten führte schlussendlich zu einer Kündigung durch den Arbeitgeber. So gelang dem Mann ein Übergang ins Bürgergeld ohne Kürzungen.
Zur Lösung dieses Problems werden in der Debatte ums Bürgergeld höhere Löhne gefordert. Von denen können Arbeitnehmer dann besser leben und so gebe es einen noch größeren Anreiz arbeiten zu gehen. Dieses Argument kann Unternehmer Dominic Krätz nicht mehr hören: Er fordert „wirksame Entlastung einfacher Arbeit von Sozialabgaben und Steuern“. Das steigere nicht nur den Reallohn, sondern senke auch den Anreiz für Schwarzarbeit – ein Thema, das nach Krätz‘ Meinung in der aktuellen Debatte viel zu kurz kommt. (row mit dpa)
Quelle: Merkur.de_Robert Wallenhauer
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Ein Mitarbeiter einer Konditorei bezieht lieber Bürgergeld, als weiterhin zu arbeiten. Sein Chef erklärt, warum und was die Politik ändern sollte.
Düsseldorf – Immer wieder wird zurzeit diskutiert, ob es trotz des Bürgergeldes noch genügend Anreize gibt, arbeiten zu gehen. Der Grund für die aktuelle Debatte: Das Bürgergeld soll Anfang 2024 um zwölf Prozent steigen. Und tatsächlich scheiden sich die Geister am Bürgergeld.
Heil: Bürgergeld kein bedingungsloses Grundeinkommen
Zum einen zeigt eine Berechnung vom gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI): Einkommen von Erwerbstätigen mit Mindestlohn sind immer noch deutlich höher als das Bürgergeld. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) warnte zuletzt, nächstes Jahr einfach den Job aufzugeben, um Bürgergeld zu beziehen: „Jemand, der so bescheuert ist, wegen des Bürgergeldes zu kündigen, der bekommt erstmal kein Bürgergeld, der kriegt erst einmal eine Sperre beim Arbeitslosengeld“, sagte der SPD-Politiker. Das Bürgergeld sei kein bedingungsloses Grundeinkommen. Man müsse bedürftig sein. Wer dann nicht mitwirke, dem könnten auch Leistungen bis 30 Prozent gekürzt werden.
Umfrage: Mehrheit der Deutschen befürchtet Kündigungen wegen des Bürgergeldes
Andererseits gibt es aktuelle Umfragen, die ein anderes Bild zeichnen: 64 Prozent der Bevölkerung fürchten, dass sich Menschen wegen der Erhöhung des Bürgergeldes zum 1. Januar gegen eine reguläre Beschäftigung entscheiden könnten. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Magazins Stern hervor.
Der Bundesinnungsverband des Gebäudereinigerhandwerks (BIV) hat seine 2500 Mitgliedsunternehmen zum Thema befragt. Mehr als zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmer haben demnach schon die Erfahrung gemacht, dass Beschäftigte kündigen und dies damit begründen, dass sie Bürgergeld beziehen können.
Unternehmer Krätz: Mitarbeiter wollte Bürgergeld statt Arbeit
Diese Erfahrung machte auch Unternehmer Dominic Krätz. Er ist Chef der kleinen Konditoreien-Kette „Isabella-Pâtisserie“ und sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ): „Die Menschen sind nicht dumm. Ganz im Gegenteil: Sie sind eben smart und wissen, wie sie das Maximum aus dem System herausholen.“ Er berichtet der Zeitung von dem Fall eines seiner Mitarbeiter. Der habe für eine Aushilfstätigkeit knapp 13 Euro die Stunde verdient, mit diesem Gehalt in seiner persönlichen Situation jedoch keine Mietwohnung gefunden.
Beim Bürgergeld kümmert sich jedoch der Staat um eine Wohnung. Und 100 Euro könne man sich auch so noch hinzuverdienen. Damit stand sein Mitarbeiter dann besser da, als im Angestelltenverhältnis bei Krätz, sagt der Unternehmer der FAZ. Sein Mitarbeiter habe sich dann krankgemeldet – für sechs Wochen, zu vollem Lohn. Kurz bevor er ein niedrigeres Krankengeld bekommen hätte, kam er für einen Tag zurück auf die Arbeit. Um sich am folgenden Tag wieder krankzumelden. Das Verhalten führte schlussendlich zu einer Kündigung durch den Arbeitgeber. So gelang dem Mann ein Übergang ins Bürgergeld ohne Kürzungen.
Zur Lösung dieses Problems werden in der Debatte ums Bürgergeld höhere Löhne gefordert. Von denen können Arbeitnehmer dann besser leben und so gebe es einen noch größeren Anreiz arbeiten zu gehen. Dieses Argument kann Unternehmer Dominic Krätz nicht mehr hören: Er fordert „wirksame Entlastung einfacher Arbeit von Sozialabgaben und Steuern“. Das steigere nicht nur den Reallohn, sondern senke auch den Anreiz für Schwarzarbeit – ein Thema, das nach Krätz‘ Meinung in der aktuellen Debatte viel zu kurz kommt. (row mit dpa)